Schwein haben, 1997

Anlässlich der Veranstaltungsreihe "Fleisch und Geld"
Kuratiert von Gerald Hintze
Forum im Dominikanerkloster
Frankfurt am Main




Was der Mensch liebt, damit schmückt er sich oder sein Heim. Deshalb finden sich vorzugsweise Pflanzen, Tiere oder Ornamente auf Krawatten, Blusen oder Tapeten. Würstchen, Schweinebraten oder Rinderfilets aber wird man hier vergeblich suchen, obwohl sie bei der Mehrheit der Verbraucher nicht minder beliebt sein dürften.
Da stellten die Entwürfe der Frankfurter Künstlerin Christiana Protto, die in England geboren wurde und in Florenz, Paris, Frankfurt und Offenbach studiert hat, vielleicht eine Revolution in der Wohnkultur dar, wenn sie sich denn durchsetzen würden.

Zunächst aber hat sie erst eines ihrer Tapetendesigns reproduziert – auf 1000 Blatt im Posterformat. Sie bedecken jetzt einen Raum im Forum des Dominikanerklosters, wo sie im Rahmen des Programms "Fleisch&Geld" bis zum 28. März zu sehen sind.
Aus der Ferne überdeckt das Muster die Wände wie ein grobes, rotmarmoriertes Gitter, aus der Nähe betrachtet, sind die aneinandergereihten angeschnittenen Schweinelendchen zu erkennen. Sie bringen ihre Faserstruktur ein  in eine größere gewebeähnliche Konstruktion. Und sie erinnern an die Allgegenwärtigkeit des Fleisches als Muskel oder als Energiewandler im Leben wie im Lebensmittel. Daran erinnerte auch Christian Schröder bei der Eröffnung, als er die weltweit verbreiteten Fleischtonnagen und den ständigen Prozeß des Auf- und Abbaus der Proteine beschwor (...)


 Fündig wurde die Künstlerin bei der Suche nach ihren Motiven in Sonderangebotsprospekten des Einzelhandels. Sie scannte die zumeist grellfarbigen Produktabbildungen, um sie ganz naturalistisch in ihre graphischen Konzeptionen einzubringen. (...)

Christiana Protto's Proteine
Text von Jürgen Richter,
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.02.1997


Christiana Protto